Die Kompetenz der Jugendlichen im Umgang mit wirtschaftlichen 

und finanziellen Sachverhalten

Zur PISA-Studie 2018 gehört auch die Untersuchung über die Fähigkeit der jungen Leute, mit wirtschaftlichen und finanziellen Sachverhalten umzugehen. Die Ergebnisse wurden nicht mit der Hauptstudie im Dezember 2019 veröffentlicht, sondern erst letzte Woche am 7. Mai 2020.
Im internationalen Vergleich sind es wieder die Länder Ostasiens, die am besten abschneiden. Kanada kann gut mithalten . In Europa finden wir die Länder des Nordostens, Finnland und das Baltikum, an vorderster Front.

 Länder, die an der Untersuchung Financial Literacy teilgenommen haben

Mittlere Punktezahl

Länder / Volkswirtschaften

Länder, die sich statistisch nicht vom Bezugsland unterscheiden

547

537

532

520

511

506

505

501

498

495

492

481

476

451

444

432

420

411

403

388

Estland

Finnland

Kanada

Polen

Australien

Vereinigte Staaten

Portugal

Lettland

Litauen

Russland

Spanien

Slowakei

Italien

Chile

Serbien

Bulgarien

Brasilien

Peru

Georgien

Indonesien

 

Kanada

Finnland

 

Vereinigte Staaten, Portugal

Australien, Portugal, Lettland, Litauen

Australien, Vereinigte Staaten, Lettland

Vereinigte Staaten, Portugal, Litauen, Russland

Vereinigte Staaten, Lettland, Russland

Lettland, Litauen, Spanien

Russland

Italien

Slowakei

Serbien

Chile

 

 

Georgien

Peru

 

Datenquelle: Database OECD PISA 2018, Tab.2.1.

 

Statistisch über dem OECD -Mittelwert

 

Kein statistischer Unterschied zum OECD -Mittelwert

 

Statistisch unter dem OECD -Mittelwert

 

Italien hat wieder einmal eher mäßig, wenn nicht sogar schlecht abgeschnitten, nicht viel besser als die Länder der Dritten Welt. Das ist vor allem der schwachen Leistung des Südens zuzuschreiben.

In Südtirol sind es vor allem die deutsche und die ladinische Schule, welche etwas besser  dastehen, an die gute Leistung von 2012, als Südtirol mit Abstand am besten in Italien abschnitt, konnte man nicht mehr anknüpfen.  http://www.schulevaluation.it/financialliteracy.html

Die italienischen Großräume im Vergleich:

Mittlere Punktezahl

Mittelwert

Stdf.

 

 

 

Italien Nordwesten

496

(6,3)

Italien Nordosten

498

(5,4)

Italien Zentrum

481

(5,1)

Italien Süden

455

(5,2)

Italien Süden und Inseln

448

(7,4)

 

 

Italien gesamt

476

(2,5)

 

 

Mittelwert aller Länder / Volkswirtschaften

478

(0,6)

 

 

Mittelwert OECD

505

(0,7)

Quelle: Appendice al Rapporto Nazionale PISA 2018 - Financial Literacy Tab. 2.1_naz

 

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Nordwesten: Aosta, Piemont, Lombardei, Ligurien
Nordosten: Trentino, Südtirol, Venetien, Friaul-Julisch-Venetien, Emilia-Romagna
Zentrum: Marken, Umbrien, Toskana, Latium
Süden: Kampanien, Abruzzen, Molise, Apulien
Süden und Inseln: Basilikata, Kalabrien, Sizilien, Sardinien



Einige Regionen bzw. autonome Provinzen in Italien haben mit einer eigenen Stichprobe teilgenommen: Südtirol, Trentino, Toskana und Sardinien.

Italien - Regionen mit eigener Stichprobe


Region mit eigener Stichprobe Mittelwert Standardfehler
Südtirol gesamt 492 5,8
Trentino 496 3,1
Toskana 482 4,3
Sardinien 459 4,0

Das Trentino hat etwas besser abgeschnitten als Südtirol. Das hängt mit der eher schwachen Leistung der italienischen Schule in Südtirol zusammen, die unter anderem auf die starke Präsenz von Immigrantenkindern zurückzuführen ist. Der Unterschied ist aber nicht signifikant.

Die Sprachgruppen in Südtirol zeigen wie schon bei der Hauptstudie recht unterschiedliche Ergebnisse. Diesmal sind es die Ladiner , die am besten abschneiden. In den ladinischen Tälern sind keine Berufsschulen im eigentlichen Sinne eingerichtet, die in der deutschen und italienischen Schule aus naheliegenden Gründen das Ergebnis drücken. Zu letzteren ist allerdings zu sagen, dass zumindest die deutschen Berufsschüler/innen weitaus bessere Ergebnisse haben als ihre Kolleginnen und Kollegen auf gesamtstaatlichem Gebiet. Hier zum Vergleich die Ergebnisse der einzelnenn Sprachgruppen in Südtirol, eingeordnet in die nationalen und internationalen Ergebnisse:


Interessant ist der Vergleich der Ergebnisse der verschiedenen Schularten in Südtirol und in Italien. Er sagt viel aus über die unterschiedliche Einstellung zu den Schultypen in der deutschen und in der italienischen Schulwelt:

In  Italien und in der italienischen Schule in Südtirol haben nur die Gymnasien ein akzeptables Ergebnis. In der ladinischen Schule und in der deutschen Schule liegen hingegen die Fachoberschulen vorne, in letzterer sogar ganz deutlich. Das ist der große Unterschied zwischen der deutschen und italienischen Schule, dass die deutschen Fachoberschulen exzellente Ergebnisse erzielen, während ihre italienischen Kollegen nur mäßig abschneiden. Allerdings zählen zu den Gymnasien nicht nur die Realgymnasien sondern auch Sprach- und sozialwissenschaftliche sowie  Kunstgymnasien, was den Durchschnitt etwas drückt. In der deutschen Schule sind es nicht etwa die Wirtschaftsoberschulen, wie man vom Charakter der Studie her vermuten könnte, welche das Ergebnis der Fachoberschule ausmachen. Die besten Leistungen erzielen die technologischen Fachoberschulen, und zwar die echten, jene die aus den ehemaligen Gewerbeoberschulen[1] hervorgegangen sind. 

Die Mittelschulen wurden hier nicht berücksichtigt, obwohl einige davon in der Studie  auftreten.


Buben und Mädchen



In der ladinischen  Schule erzielen die Buben ein deutlich besseres Ergebnis als die Mädchen; einen gleich gerichteten Unterschied gibt es auch in der deutschen und italienischen Schule, allerdings nicht so ausgeprägt.

Klassenstufe:

die meisten Schüler/innen der Stichprobe befinden sich in der  2. Klasse der Oberschule (77% in der deutschen, 68% in der italienischen  und 85% in der ladinischen Schule), während etwas mehr als ein Fünftel zum Zeitpunkt der Studie die ersten Klasse besuchte (22% dt, 29% it, 15% lad.). Die Verzerrung zuungunsten der italienischen Schule dürfte auf die Häufung der Immigranten dort zurückzuführen sein. Denn traditionell weisen die italienischen Schüler kaum Schulverspätungen auf. Zwei italienische Schüler besuchen noch die Mittelschule und sehr wenige sind in der dritten Klasse Oberschule ( 1% dt., 1,9 % it., keine Ladiner). Diese Schüler, die heuer (2020) die Matura absolvieren, haben entweder eine Klasse übersprungen oder sind früher eingeschult worden. Entsprechend hoch sind die Leistungen, bei den Italienern gleich wie bei den Deutschen.

 

Deutsche Schule

Italienische Schule

Ladinische Schule

3. Klasse Mittelschule

-

408

-

1. Klasse Oberschule

448

428

479

2. Klasse Oberschule

516

487

519

3. Klasse Oberschule

579

578

-

 

Korrelation mit Mathematik und Lesen:

Betrachtet man die Korrelationen zwischen Mathematik und Wirtschaftsverständnis einerseits und Lesen und Wirtschaftsverständnis andererseits, so findet man, dass die Zusammenhänge  einzeln eher gering ausgebildet sind. Nimmt man jedoch Lesen und Mathematik zusammen, so ist die Korrelation zur Leistung bei wirtschaftlichen und finanziellen Sachverhalten relativ hoch.



[1] Einzelne Schulen werden hier vorerst aufgrund einer Abmachung mit dem INValSI in Rom nicht genannt.