Überlegungen zu PISA 2015
1. Gute Leistungen in den Naturwissenschaften
In den Naturwissenschaften war in der deutschen
Schule in Südtirol immer schon ein ausgeprägteres
Verständnis für die Umwelt
vorhanden. In diesem Bereich waren unsere Schülerinnen und
Schüler schon bei der TIMSS 1996 besser als
unsere italienischen Nachbarn in Südtirol und im Trentino. Das
wirkt sich anscheinend auch auf die Gesamtleistung in den
Naturwissenschaften aus. Betrachtet man die Subskalen, die in dieser
PISA - Ausgabe eine differenzierte Betrachtung der Naturwissenschaften
erlauben, erfährt man, dass die Jugendlichen in den deutschen
Schulen sich besonders im Erklären von Vorgängen in
der Natur
(529) von den Altersgenossen in anderen Schulbereichen abheben,
während die Leistung im Interpretieren (517) nicht
so stark
ist. Inhaltlich bildet erwartungsgemäß die
Physik (517)
die Nachhut, während die Leistung in den Erdwissenschaften mit
530 im Vordergrund steht.
Auf allen Subskalen übertrifft die deutsche Schule in
Südtirol ihre Nachbarn im Trentino, in Deutschland und in
Österreich, von der italienischen Schule in Südtirol
oder
Gesamtitalien gar nicht zu sprechen.
2. Mädchen
- Buben
sind die Unterschiede bei uns
wirklich nicht so groß wie in anderen Ländern? Wie
ist der Vergleich mit
Italien und Österreich? Sind wir beim Lesen etwas
schwächer,
weil a) beide
Geschlechter parallel schwächer geworden sind oder b) weil die
Mädchen das
Defizit der Buben nicht mehr ausgleichen können?
Im
Leseverständnis (also dort wo
die Mädchen normalerweise stärker sind) ist der
Unterschied zwischen den
Mädchen und den Jungen bei uns (deutsch und ladinisch mit
deutschen
Testaufgaben) tatsächlich geringer als z. B. in
Österreich oder Deutschland
oder in der OECD(35) (Südtirol deutsch und ladinisch mit
deutschen
Testaufgaben: Mädchen – Jungen: + 8 (8,12) (Punkteunterschied
- in Klammern Standardfehler), Südtirol gesamt + 9
(4,3), Italien +16(4,7),
Deutschland +21(3,3), Österreich +20(5,6), OECD +27(0,6)). Die
geringere
Differenz zwischen Buben und Mädchen gegenüber bspw.
PISA 2009 (+47) geht aber
darauf zurück, dass bei uns eher die Mädchen
schwächer geworden sind, als dass
sich das Ergebnis der Buben von unten jenem der Mädchen
genähert hätte).
In
Mathematik und
Naturwissenschaften ist der Vorsprung der Buben immer noch sehr
groß:
Mathematik:
Südtirol dt. Buben –
Mädchen +27 (5,13), Südtirol gesamt +24 (4,4),
Italien +20 (4,3), Deutschland
+17 (2,9), Österreich +27 (5,0), OECD +8 (0,6)
Naturwissenschaften:
Südtirol dt.
Buben – Mädchen +20 (4,54), Südtirol gesamt
+17 (3,9), Italien +17 (4,6), Deutschland
+10 (2,6), Österreich +19 (4,8), OECD +4 (0,6).
Österreich,
und die deutsche
Schule bei uns mit, sind also ‚Weltmeister‘ in den
Gender-Differenzen in
Mathematik und Naturwissenschaften. In Österreich gleichen die
Mädchen den
Unterschied zu den Buben mit einer etwas besseren Leistung im
Leseverständnis
aus, bei uns in der deutschen Schule nicht.
3. Achtung
auf die Rankings
wenige Punkte
Unterschied erlauben keine Aussage darüber, wer besser ist.
Man muss den
Standardfehler mit berücksichtigen. Man kann nur sagen, man
befinde sich mit
95% - Wahrscheinlichkeit in einer Bandbreite zwischen Mittelwert ±
2xStandardfehler.
Beispiel: Südtirol („Beste in Europa in
Mathematik“ liegt mit einem Mittelwert
von 524 und einem Standardfehler von 8,9 in einem Bereich von 515 bis
533, also
zwischen dem 4. und dem 11. Platz in der Welt. In Europa
könnte die Schweiz
durchaus besser sein, Südtirol deutsch und Schweiz liegen in
einem sich
überdeckenden Konfidenzintervall, genauer: das 95-%
-Konfidenzintervall der
Schweiz liegt gänzlich innerhalb jenem von
Südtirol. Zusätzlich ist der Vergleich
zwischen Schulsystemen, deren Performance auf unterschiedliche Weise
erhoben
worden sind (Zensus auf Schulebene bei uns und Zufallsstichprobe auf
Schulebene
anderswo) problematisch.
4. Sozial gerechte Schule
Auf
Schülerebene mag die deutsche Schule in
Südtirol relativ gerecht sein, d. h. dass Schüler aus
verschiedenen sozialen
Schichten vergleichbare Leistungen erbringen und der Gradient zwischen
dem
sozialen und kulturellen Hintergrund (gemessen mit der Variablen ESCS
–
Economic, Social and Cultural Status) und der kognitiven Leistung nur
schwach
ansteigend ist. Betrachten wir aber diesen Zusammenhang auf der Ebene
der
Schulen (das ist bei uns machbar, weil alle Schulen untersucht worden
sind; die
Ergebnisse der einzelnen Schulen sind aber nur sehr begrenzt
vergleichbar, weil
die PISA-Studie nicht darauf hin angelegt ist. Man könnte zu
ökologischen
Fehlschlüssen kommen), so treten bereits deutlichere
Unterschiede auf: Schulen,
deren Schülerinnen und Schüler im Schnitt einen
sozial stärkeren familiären
Hintergrund haben, haben die besseren Ergebnisse.
5. Reform der Bildungslandschaft 2011
Welchen Einfluss hat die Reform der
Bildungslandschaft von 2011? Das könnte man nach 4 Jahren
bereits feststellen.
Die Sinnhaftigkeit dieser Reform ist offiziell nie in Zweifel gezogen
worden.
Nun sind Schulkonglomerate mit Mischprofilen entstanden, so dass die
Aufschlüsselung der PISA-Daten nach Schultyp bei uns eher
problematisch ist.
Überhaupt ist die Kategorie
„Fachoberschule“ vor allem in Bezug auf Mathematik
sehr problematisch. Sie enthält einerseits die exzellent
performierenden
Gewerbeoberschulen und andererseits Schulen mit
mäßigen Ergebnissen, wie WFO‘s,
FOS, Sportoberschulen. Auch innerhalb der Kategorie Gymnasien gibt es
riesige
Unterschiede zwischen den Realgymnasien einerseits und den
pädagogischen bzw.
sozialwissenschaftlichen Gymnasien andererseits.
6. Lehranstalten
Was
ist mit den Lehranstalten? Bei der
Vorstellung am 7. Dezember sind sie in der deutschen Schule nicht mehr
aufgetaucht, obwohl noch einige übriggeblieben sind (hat man
sie einfach zu
Gymnasien erklärt?) Man hat den Eindruck, dass die
Lehranstalten,
nachdem man
sie mit der sog. Reform der Bildungslandschaft 2011 teilweise
abgeschafft hat, im Nachhinein keine Daseinsberechtigung mehr haben.
Dabei haben diese Schulen oder das was von ihnen
übriggeblieben
ist, bei PISA
2012 noch recht gute Ergebnisse erzielt.
7. Rahmenrichtlinien
Tragen die neuen Rahmenrichtlinien zu einer Verbesserung
der Schulleistung bei? Das würde ich besonders in Bezug auf
Mathematik bejahen.
Kompetenzorientierter Unterricht hat vor allem in Mathematik zu neuen
Überlegungen oder eine Verstärkung von Initiativen in
diese Richtung geführt,
ebenso die Fortbildungen und die Diskussionen im Rahmen der
Einführung von
neuen Unterrichtsmaterialien. Aufbau von der Grund- und Mittelschule
her, wo im
Bereich der Mathematik in den letzten Jahren in der Fortbildung gute
Arbeit
geleistet worden ist. Auch Maßnahmen in der Oberschule wie
die Überlegungen zur
Einführung von Lernplattformen (Moodle usw.),
Begabtenförderung mit den
Modellierungswochen, Mathematikolympiaden und andere Wettbewerbe nicht
nur für
die guten Schüler haben zur Verbesserung der Mathematik in der
deutschen Schule
in Südtirol beigetragen. Das sind wahrscheinlich mit die
besten
Wirkungsbereiche des Schulamtes und des BIB und vor allem der einzelnen
Fachgruppen
an den Schulen in den letzten Jahren.
8.
Gutes
Datenmaterial
Ihr habt exzellentes Datenmaterial, besser als das
anderer Länder und Regionen“.
Das hat damit zu tun, dass es bei uns weniger missing values gibt, dass
bei uns
gewissenhafter ausgefüllt und die Durchführung
ernsthaft beaufsichtigt wird.
(Dafür bekommen unsere PISA-Referenten auf Schulebene
wesentlich weniger Geld als
ihre Kollegen in Italien, weil sich das Land das vom INValSI
bereitgestellte
Geld einheimst.) Aus diesem guten Datenmaterial könnte man
noch viel mehr
herausholen.
Die PISA – Studien, die INValSI – Tests sowie
die
VERA – Überprüfungen könnten die
Grundlage
für brauchbare Längsschnittstudien sowohl als Trend-
wie auch
als Paneluntersuchungen darstellen. PISA selbst ist so angelegt, dass
die Verlinkung
der einzelnen PISA-Turnusse von 2003 (2000 hat Südtirol noch
nicht
mit einer
eigenen Stichprobe teilgenommen, die gezogenen Schulen waren auf
nationaler
Ebene ausgewählt worden) bis 2015 Trendanalysen
ermöglicht.
Panelstudien sind
mit PISA allein nicht möglich, da jeder Schüler
höchstens einmal in eine
PISA-Stichprobe kommt. Im Zusammenspiel mit den Kompetenztests VERA und
den
INVALSI-Tests (beides regelmäßig stattfindende
Vollerhebungen nicht nur auf
Schul- sondern auch auf Jahrgangsstufenebene – jede/r
Schüler/in unterzieht
sich in seiner Schullaufbahn mindestens drei solchen Untersuchungen)
sind
jedoch Panel-Untersuchungen möglich und man könnte
Bildungsverläufe bis zur
Matura nachvollziehen. Dies ließe auch den
Rückschluss auf
die Validität der
verschiedenen Tests zu. Allerdings muss das Ganze unter
größter
Verschwiegenheit und mit sehr starkem Augenmerk auf die Datensicherheit
und die
Garantie der Anonymität vonstatten gehen. Da müssen
absolute
Experten daran
gehen, mit entsprechender Ausbildung und Erfahrung. Bei dem lockeren
Umgang mit
der Vertraulichkeit der Daten, die wir in letzter Zeit in
Südtirol
feststellen
müssen,
und dem Mangel an technischer Kompetenz, ist absolut davon abzuraten,
solche
Studien in der Hand von Einrichtungen in Südtirol zu lassen.
Abgänger? Ein Bildungssystem, das seine
Wirksamkeit überprüfen will, sollte neben den
Leistungen innerhalb des Systems
auch die Fortsetzung nach dem Abgang aus dem Bildungssystem immer
wieder
untersuchen. Was machen unsere Schülerinnen und
Schüler nach der Matura? Wie
schneiden sie bei Aufnahmeprüfungen ab? Wie hängen
ihre Ergebnisse bei Leistungstests
und PISA mit den Maturanoten und der weiteren Studienkarriere zusammen.
Damit
könnten die verschiedenen Tests im Laufe einer Schulkarriere
auch besser
validiert werden. Vielleicht käme man auch zum Schluss, dass
der eine oder
andere Test überflüssig ist. Hierzu gibt es Daten vom
ASTAT, die im
Zusammenhang mit den Systemevaluationen zu sehen wären.
9. Teure Studie - Schwache Berichte
Die PISA-Studien sind für das Land sehr teuer
(von 2003 bis 2012 kostete jeder PISA-Turnus jeweils einen
sechsstelligen
Eurobetrag). Deshalb wäre zu erwarten, dass der
Bericht zur jeweiligen
PISA-Studie ein Minimum an Qualitätskriterien erfüllt
(wissenschaftliche Seriosität,
Richtigkeit der Daten, Nachvollziehbarkeit bei der Beschreibung der
Vorgänge,
usw. ). Dies ist beim gesamtitalienischen Bericht, der wie andere
Länderberichte unter der Ägide der OECD geschrieben
wird, auch tatsächlich der
Fall. Der dürftige Südtiroler Bericht zur PISA
– Studie 2012, mit dem sich
immerhin 12 Leute als Herausgeber befasst haben, strotzt nur so von
Fehlern
materieller und inhaltlicher Natur und ist vor allem in den ersten
beschreibenden Kapiteln sehr schlampig aufgezogen worden. Das hat auch
damit zu
tun, dass neben den wenigen INValSI-Experten eine ganze Reihe von
Nichtsachverständigen
am Bericht geschrieben hatten, die mit der PISA – Studie
teilweise nicht einmal
am Rande zu tun hatten. Ebenso war die Redaktion des Berichts
mangelhaft. Es
wäre wünschenswert, dass der nächste
PISA-Bericht von Experten geschrieben wird,
die mit der Durchführung und Auswertung befasst sind, und dass
das Ganze unter
der Aufsicht des INValSI abläuft. Auch Wissenschaftler, die
aus Ergebnissen der
Studie brauchbare Schlüsse für die Schule ziehen
können, sollten miteinbezogen
werden.
Allerdings haben auch die
redaktionell besseren und zumindest fehlerfreien Berichte der vorigen
PISA-Ausgaben (2003 – 2006 – 2009) nicht das
geleistet, was die Kosten der PISA
–Studie rechtfertigen würde: ein brauchbares
Instrument für die
Schulentwicklung zu sein, mit tiefergehenden Hinweisen darauf, in
welchen Bereichen
der Unterricht und das Schulsystem sich verbessern können, wo
wir spezifisch in
Fortbildung (und Ausbildung!) investieren müssen bzw. zu
bestätigen, wo wir
schon gut sind, und das uns als Beispiel für eine
verstärkende Vorgangsweise
dienen kann. Das Material zu diesen Hinweisen steckt in der PISA-Studie
drin. In
PISA 2009 sind Ansätze dazu in einzelnen Kapiteln, aber auch
dort ist nicht ausreichend
genutzt worden, was eigentlich in PISA steckt.
10. Rezeption
Spitz
gesagt: die PISA-Studie ist besser als
das, was man aus ihr macht. Die Medien und die Politik sind trotz
anderslautender Beteuerungen vor allem am Ranking interessiert; wenn es
gut
ausfällt, haben die Politiker Grund, sich berechtigterweise zu
freuen und eventuell
die Glorie mit den Akteuren in den Schulen zu teilen; wenn die Studie
schlecht
ausfällt, haben die Medien Material für ihre Kritik.
Dies vor allem in
deutschen Landen, in denen PISA auf gehöriges Medieninteresse
stößt, in Italien
nimmt man nach wie vor kaum Notiz davon. Es ist schon gesagt worden,
das
PISA-Ranking ist nicht das eines Skirennens, das Bewusstsein
für einen
korrekten Umgang wäre also vorhanden. Aber dann klingt wieder
durch: wir sind
die Besten in Europa, die deutsche Schule in Südtirol ist
deutlich besser als
die italienische und Österreich haben wir abgehängt.
Dabei genügen von Mal zu
Mal oft wenige Punkte um die Platzierungen merklich zu
verändern: mit den 530
Punkten in Naturwissenschaften vom letzten Mal wäre die
deutsche Schule in Südtirol
dieses Mal auf dem 6. Platz in der Welt, nun ist sie mit 522 an 10.
Stelle. Auch
die Vergleichbarkeit unserer Ergebnisse mit denen anderer
Länder wäre in Frage
zu stellen. Nicht, weil wir klein sind und ein Staat wie z. B.
Deutschland groß
ist oder weil wir nur Teil eines Ganzen sind. Es sind die
unterschiedlichen
Erhebungsmethoden, Vollerhebung auf Schulebene vs. Stichprobe oder der
unterschiedliche Zeitpunkt in der Schullaufbahn, mitten in der
Oberschule oder
Abschluss der Pflichtschule, die Vergleiche hinken lassen. Bedeutet das
etwas
für den Unterricht? Soviel vielleicht, dass wir nicht ganz
falsch liegen und
bei uns die Naturwissenschaften einen erfreulichen Stellenwert haben,
die
Mathematik sich sehen lassen kann und das Leseverständnis auch
nicht schlechter
ist als bei den Nachbarn. Es wird m.E. aber viel zu viel Tamtam
geschlagen um
PISA, nicht nur bei uns sondern auch in anderen Ländern. Das
hängt vielleicht
damit zusammen, dass die PISA- Studie eine Studie der OECD ist und sich
damit
in einer hohen politischen und gesellschaftlichen Relevanz befindet,
wozu
natürlich auch das sportliche Ranking beiträgt, das
international anerkannt
wird (wie beim Ski-Weltcup – allerdings laufen bei einem
Skirennen alle den
gleichen Wettbewerb und haben höchstens mit unterschiedlichen
Schneeverhältnissen zu kämpfen. Bei Pisa haben zwar
alle die gleichgestalteten
Rennstrecken aber verschiedene Rennen). Und da sehr viele Beteiligte,
Schulpolitiker und Wissenschaftler in aller Welt, sich eingehend mit
den Ergebnissen
befassen, erhält die Studie damit eine sich selbst
verstärkende Wichtigkeit. In
manchen Ländern führen die PISA-Ergebnisse zu
schulpolitischen Maßnahmen. In
Deutschland gab es nach der ersten Runde einen PISA-Schock, in
Österreich
sprach die Bildungsministerin bei der Vorstellung von PISA 2015 von
einem „inakzeptablen
Ergebnis“.
Was ein wenig untergeht sind
hunderte von Backgroundvariablen, aus denen man sehr viel herausholen
könnte,
was interessanter ist als die Punktränge.
Sehr wertvoll wäre es, tiefer in die
Kompetenztests (VERA) und in die INVALSI-Untersuchungen hinein zu
schauen. Die
Ergebnisse dieser Tests auf Landesebene finden kaum den Weg in die
Medienöffentlichkeit, obwohl sie sehr curriculumnahe
wären.
11. Kulturelle
Einbettung der PISA - Aufgaben
Die
Auseinandersetzung um die kulturelle
Einbettung der PISA-Aufgaben ist noch nicht abgeschlossen. Frankreich
z. B. bezichtigt
das Komitee, das die Aufgaben erstellt, zu sehr die
angelsächsische Sichtweise
zu favorisieren. Es wird immer wieder von deutschen PISA-Kritikern
hervorgehoben,
PISA sei zu sehr outcome-orientiert, teils wird (ungerechterweise)
behauptet,
PISA sei als Ausfluss der OECD neoliberalistisch, bei den
Sprachkompetenzen
werde „die Poesie zerstört“, die Sprache,
das Leseverständnis werde auf den
Umgang mit Sachtexten banalisiert, es gehe um arbeitsplatznahe und um
arbeitsprozessbezogene Fähigkeiten, um skills und
competencies, weniger um
competence. Sicherlich
ist es so, dass
eine ganzheitliche Bildungsvorstellung schwer abprüfbar ist,
auch wenn die Aufgaben
zum Teil gestuft sind. Es geht letztlich um richtig-falsch auch wenn
sich PISA
bemüht, die ganze Studie nicht allein auf das Beantworten von
multiple-choice
Fragen zu reduzieren. Bei allen Schwächen ist ein externer
Vergleich nützlich
und notwendig, damit man nicht in die Gefahr der Selbstbezogenheit
gerät. Aber
man sollte davon Abstand nehmen, diesen externen Vergleich direkt
für
Verbesserungsmaßnahmen zu übernehmen. Als Anlass
dafür ist er aber ganz gut zu
gebrauchen.
Bei PISA
2012 ist es der
Evaluationsstelle der
deutschen Schule gelungen, an die Daten der einzelnen Schulen zu
gelangen, was
eigentlich dem INValSI vorbehalten wäre und aus
Gründen des Datenschutzes den
Nationalagenturen vorbehalten bleibt. Das hat zu einiger Aufregung in
der
PISA-Zentrale geführt, nachdem ich das gemeldet hatte. So sind
dann
Ranking-Listen der Schulen entstanden, was eigentlich verboten
wäre.